Ich weiß, wann du schläfst...
Datenschutz-Studie: Was der WhatsApp-Online-Status alles verrät
Den meisten von euch ist es vermutlich reichlich egal, dass theoretisch jeder in Erfahrung bringen könnte, wann und wie oft ihr auf WhatsApp mit jemanden Nachrichten austauscht. Allerdings sind durchaus Situationen denkbar, in denen das vielleicht nicht so toll wäre. Was, wenn euer (zukünftiger) Arbeitgeber ganz einfach herausfinden könnte, dass ihr während der Arbeitszeit 45 Minuten lang auf WhatsApp aktiv wart? Wenn eure Eltern sehen könnten, dass ihr nachts um 3 Uhr munter am chatten seid?
Der Lehrstuhl für Informatik 1 (Sicherheitsinfrastruktur) der FAU hat genau diese Möglichkeiten untersucht – "mit beunruhigenden Ergebnissen", wie es in der Pressemeldung heißt.
Wenn ein Nutzer WhatsApp öffnet, wird er automatisch als „online“ angezeigt, schließt er sie, wird sein Status auf „offline“ gesetzt. Diese Funktion kann nicht abgestellt werden. Hinzu kommt, dass der Online-Status eines Nutzers für jeden einsehbar ist, der dessen Rufnummer kennt. Eine Erlaubnis durch den/die NutzerIn ist dafür nicht nötig.
ForscherInnen des Lehrstuhls für Informatik 1 haben jetzt 1.000 zufällig ausgewählte NutzerInnen aus aller Welt neun Monate lang rund um die Uhr beobachtet, um herauszufinden, welche Informationen sich über den Online-Status ablesen lassen und, ob WhatsApp dagegen vorgeht, dass ihre Nutzer ausgespäht werden.
Hierzu entwickelte die Forschergruppe ein spezielles Programm, das durchgehend im Netzwerk online ist und die Online-Stände der Nutzer protokolliert.
Aus den Daten lässt sich beispielsweise erkennen, dass Nutzer sich im Durchschnitt 23 Mal am Tag einwählen und insgesamt 35 Minuten mit dem Schreiben und Lesen von Nachrichten verbringen. Deutsche Nutzer liegen hier knapp über dem Durchschnitt, sie öffnen die App 26 Mal am Tag und nutzen sie im Schnitt knapp 41 Minuten täglich – besonders häufig im Zeitfenster zwischen 13 Uhr und 21 Uhr.
*Wann gehst du zu Bett, wann stehst du auf?*
„Wenn über einen längeren Zeitraum beobachtet werden kann, wann ein Nutzer die App nutzt, lassen sich aus den gewonnenen Daten viele empfindliche Informationen über seine Lebensgewohnheiten rekonstruieren, z.B. wann geht er zu Bett, wann steht er auf, war er am Wochenende länger unterwegs, wie oft nutzt er WhatsApp während der Arbeitszeit,“ erklärt Andreas Kurtz vom Lehrstuhl für Informatik 1. Außerdem können Dritte so jederzeit einsehen, wann der Nutzer erreichbar ist.
*Arglos mit den Nutzerdaten*
Die ForscherInnen zeigten sich erschreckt darüber, dass WhatsApp nichts gegen diese Problematik unternimmt. Auch das "Ausspäh-Programm", das die ForscherInnen für ihren Versuch eingesetzt haben, hätte von WhatsApp erkannt und unterbunden werden müssen. Das ist aber nicht passiert.
„Durch das Projekt möchten wir insbesondere dafür sensibilisieren, wie arglos WhatsApp mit den Daten zum Online-Zustand umgeht", sagt Kurtz.
Die Ergebnisse des Projektes und das Ausmaß der Informationen, die sich aus den gesammelten Daten ziehen lassen, sind auf www.onlinestatusmonitor.com einzusehen - natürlich komplett anonymisiert.
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressmitteilung FAU - Stand: 12. Dezember 2014