Liebe: Schicksal oder Arbeit

Psycholog:innen erforschten Faktoren der Beziehungszufriedenheit

Seid ihr gerade verliebt? Wenn ja, dann wollt ihr bestimmt, dass diese Schmetterlinge im Bauch nie, niemals verschwinden, oder? Und wenn ihr es gerade nicht seid, dann fragt ihr euch bestimmt, warum diese Phase eigentlich nicht für immer anhält. Forschungsergebnisse besagen, dass die sogenannte Honeymoon-Phase etwa ein Jahr anhält und danach die Zufriedenheit mit der Beziehung sinkt. Allerdings nicht bei allen gleich schnell. Und warum das so ist, haben nun Forschende an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel untersucht. Sie wollten wissen, wie die Einstellung zur Beziehung mit der erwarteten und der tatsächlichen Beziehungszufriedenheit zusammenhängt und befragten dazu über 900 Paare im deutschsprachigen Raum, die durchschnittlich seit fünf Jahren zusammen waren. «Es ist eine der wenigen Untersuchungen über einen längeren Zeitraum, in der jeweils beide Partner einer romantischen Beziehung befragt wurden», sagt Dr. Fabian Gander, Erstautor der Studie. Zwischen der ersten und der letzten Befragung lagen zwei Jahre.

Füreinander bestimmt – oder zusammen wachsen

«Im Allgemeinen nahm die Beziehungszufriedenheit im Verlauf der Studie bei der Mehrheit der Paare ab, unabhängig von ihrer Grundeinstellung», erklärt Gander. Er fand aber zwei unterschiedliche Einstellungen über Beziehungen: während die einen glauben, dass eine Beziehung dazu bestimmt ist zu bestehen oder eben nicht (Schicksalsglaube), sind die anderen der Meinung, dass sich Beziehungen entwickeln und über die Zeit wachsen können, wenn man daran arbeitet (Wachstumsglaube).

Investieren oder gehen?

In der Studie zeigte sich, dass die «Schicksalsgläubigen» zwar mit einer höheren Zufriedenheit in der Beziehung starten, dafür nimmt dieses Gefühl bei jenen mit Wachstumsglauben über die Zeit weniger schnell ab. «Diese Personen scheinen also besser gewappnet zu sein gegen das typische, schleichende Unzufriedenwerden», schlussfolgert Gander.

«Der Schicksalsglaube hat den Vorteil, dass man die Beziehung weniger gefährdet sieht durch Einflüsse von außen, da man ja füreinander bestimmt ist», so der Psychologe weiter. Krisele es hingegen, stellten sich viele die Frage: Investiere ich in die Beziehung, damit sie sich wieder bessert? Oder trenne ich mich, weil das Gegenüber offenbar nicht der oder die Richtige für mich? «Wir können aufgrund unserer Daten allerdings keine Aussage dazu machen, ob sich die einen Paare eher trennen als die anderen», so Gander.

Wandelbares Mindset

«Der Schicksalsglaube ist recht weitverbreitet», stellt Maximiliane Uhlich, die Co-Autorin der Studie fest. Ihre Vermutung ist, dass die Filmindustrie solche Vorstellungen mit ihren Erzählungen nährt, denn oft sei es in Liebesfilmen so, dass zwei Menschen – allen Widrigkeiten zum Trotz – schließlich zueinanderfinden und glücklich sind, weil sie füreinander bestimmt sind. Auch im Märchen lebten Prinz und Prinzessin «glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage». Einen Glaubensunterschied zwischen den Geschlechtern können die Forschenden übrigens nicht feststellen. In der Tendenz hatten beide Partner ein ähnliches Mindset.

«Längerfristig lohnt sich jedoch die Arbeit an der Beziehung», weiß Uhlich, die auch schon therapeutisch mit Paaren gearbeitet hat. «Dass eine Beziehung Pflege braucht, ist vielen Menschen gar nicht so bewusst, und die Bereitschaft zur Beziehungsarbeit ist nicht bei allen vorhanden.» Gemeinsame neue Erfahrungen und Erlebnisse lassen die Zufriedenheit mit der Beziehung weniger schnell verblassen. Es sei ein wenig so wie mit dem Talent: «Die Vorstellung, dass Erfolg vor allem mit Talent zusammenhängt, ist mittlerweile überholt. Man geht vielmehr davon aus, dass intensive Übung einen weiterbringt. Steckt man viele Stunden in das Erlernen einer Fähigkeit, wird man sie am Ende besser beherrschen als eine Person, die sich für talentiert hält und sich womöglich darauf ausruht.» Das Fazit der Forschenden: Das Wachstums-Mindset ist erlernbar und lässt sich womöglich im Rahmen einer Paarbeziehung praktisch anwenden. Na dann braucht man ja nicht mehr ewig nach der nächsten "einzig wahren Liebe" zu suchen, wenn es mal nicht mehr so prickelt wie am Anfang ;-).

Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift «European Journal of Personality» veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 6. Mai 2024