Shein-Mode im Test: "Da ist viel giftiger Schrott dabei"

Das Verbrauchermagazin ÖKO-TEST untersuchte Produkte von Shein. Zwei Drittel der Shein-Artikel fallen durch. Die Testergebnisse sind bis zum 29. August gratis abrufbar.

Bild: Laura P.

Aggressive Werbung, Kollektionen im Stundentakt, schrott- und spottbillige Einmalkleidung. Der Ultra-Fast-Fashion-Riese Shein hat einen schlechten Ruf, ist aber dennoch extrem erfolgreich und beliebt - auch dank zahlreicher gekaufter Influencer:innen, die gespielt enthusiastisch ihre Shein-Hauls zelebrieren, und der unheilvollen Allianz mit TikTok, Instagram und den dort täglich wechselnden "Microtrends".

Dass bei den Shein-typischen Billigpreisen nicht nur gerechte Löhne und Umweltschutz auf der Strecke bleiben, sondern auch die Qualität und die Gesundheit der Verbraucher:innen, beeindruckt leider die wenigsten.

Keine Angaben zu Arbeitsbedingungen

Dabei zeigt eine aktuelle Untersuchung des Verbraucherschutzmagazins ÖKO-TEST, dass einige Shein-Produkte eher auf die Sondermülldeponie gehören als auf die Haut. Für den aktuellen Test, der in der Ausgabe August 2024 veröffentlicht ist, kaufte ÖKO-TEST 21 Kleidungsstücke für Damen, Männer, Teenager und Babys sowie für jede Altersgruppe ein paar Schuhe.

Bei den Testurteilen wurden unter anderem Schadstoffe, Qualität, Zustand nach dem Waschen und Trocknen (Risse, Einlaufen usw.) sowie die Angaben zu den Arbeitsbedingungen berücksichtigt. Das Ergebnis: Ein Drittel der Produkte erhielt gerade noch das Testurteil ausreichend, der Rest fiel mit Mangelhaft oder Ungenügend durch. Eine Angabe zu den Arbeitsbedingungen und der genauen Herkunft der Rohstoffe blieb der Anbieter bei allen Produkten schuldig, was neben der miserablen Qualität zum insgesamt schlechten Abschneiden beitrug. 8 von 21 Produkten wurden außerdem wegen Rückständen giftiger Chemikalien in der Wertung herabgestuft.

"Ein ganzes Potpourri an Schadstoffen"

Kerstin Scheidecker, stellvertretende Chefredakteurin von Öko-Test, fasst die Ergebnisse in einem Statement zusammen: "Also, wenn man es auf den Punkt bringen will, dann könnte man sagen, da ist viel giftiger Schrott dabei und nicht nur giftiger, sondern teilweise auch nicht gesetzeskonformer Schrott. Also wir haben an Schadstoffen alles, was man wirklich nicht braucht: Das ist Blei, Cadmium, Phthalate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, also ein ganzes Potpourri an Schadstoffen."

Besonders erschüttert zeigten sich die Tester:innen über die Sandalen für Damen und Herren. Neben einem bunt gemischten Schadstoff-Cocktail verblüfften sie mit einem Sohlenbruch - bei den Herren bereits nach 5.700 im Labor simulierten Schritten, bei den Leopardenschlappen für Damen nach 14.000 Schritt. Bedenkt man, dass 10.000 Schritt täglich als gesunde Bewegung empfohlen werden, handelt es sich um waschechte Eintagssandalen.

Auch ein Baby-Einhornkleid stimmt nachdenklich. Aus dem Kleidchen ging Antimon in eine simulierte Schweißlösung über. Antimon kann mit dem Schweiß über die Haut aufgenommen werden und wirkt hochgiftig, wenn es ins Blut gelangt. Keine optimale Zutat für ein Kleidungsstück für Babys. In einem bunt-schillerndem Teenageranzug fanden die Tester:innen Dimethylformamid, das in der EU als wahrscheinlich fruchtbarkeitsschädigend eingestuft ist.

Fazit von Kerstin Scheidecker: "Das Unternehmen wird in unserem Test seinem miserablem Ruf gerecht".

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Autorin / Autor: Redaktion / Quelle: ÖKO-TEST - Stand: 25. Juli 2024