Das statistische EM-Orakel
Forscher sind sich sicher: Spanien wird Europameister, Deutschland zweiter
Was haben ein Schwein, eine Elefantenkuh und ein Schwanzlurch gemeinsam? Sie sind auserwählt als Fußball-EM-Orakel ihre hellseherischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen! Die Ukraine schickt Tippschwein Funtik ins Rennen, die Polen lassen Elefantenkuh Citta orakeln und der deutschen Nationalelf soll unter anderem ein Schwanzlurch Glück bringen. Schließlich glänzte schon Krake Paul bei der Fußball-EM 2010 durch seine treffsicheren Voraussagen und wurde dadurch weltweit bekannt. Während vielerorts neue, tierische Glücksbringer und Wahrsager ernannt werden, setzen WissenschaftlerInnen der Universität Innsbruck auf die Statistik. Ihre Prognose: Spanien wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 25,8 Prozent Fußball-Europameister und gewinnt im Finale gegen Deutschland. Zumindest in der Vergangenheit haben sie nicht schlecht „orakelt“. Mit ihrem statistischen Modell konnten Achim Zeileis und sein Team bereits 2008 das EURO-Finale und 2010 den Weltmeister Spanien richtig vorhersagen.
Ihr Geheimnis: das sogenannte Buchmacher-Konsensus-Modell. Das Wissenschaftlerteam greift darin auf die Quoten von 23 Online-Wettanbietern (Buchmachern) zurück, die kombiniert mit komplexen statistischen Rechenmodellen eine Simulation aller möglichen Spielvarianten und Ergebnisse zulassen.
Die höchsten Chancen auf einen Sieg haben laut Zeileis und Kollegen einmal mehr Spanien (25,8 Prozent) und knapp dahinter Deutschland (22,2 Prozent), die – aller rechnerischen Voraussicht nach – wie 2008 im Finale gegeneinander antreten werden. In den Berechnungen der Wissenschaftler zeigt sich aber auch ein großer Unterschied zu vergangenen Fußballmeisterschaften: Die Chancen der anderen Mannschaften auf den Meistertitel liegen weit unter jenen der beiden Favoriten. So gewinnen die Niederländer nur mit einer Chance von 11,3 Prozent und sind die wahrscheinlichsten Kandidaten für den dritten Platz, gefolgt von den Engländern, die nur zu 8 Prozent Europameister werden.
Buchmacher setzen ihre Quoten basierend auf möglichst wahrscheinlichen Ergebnissen fest. Als Experten berücksichtigen sie nicht nur historische Daten, sondern auch kurzfristige Ereignisse wie zum Beispiel Verletzungen. „Da die Quoten so definiert werden, dass sie einerseits den tatsächlichen Ergebnissen möglichst nahe kommen und andererseits auch dem Buchmacher seinen Gewinn sichern, sind sie eine hervorragende Basis“, erklärt Achim. „Allerdings müssen diese Quoten zunächst um die Aufschläge der Buchmacher bereinigt werden. Dann können wir daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten.“
In einem weiteren Schritt werden die Gewinnwahrscheinlichkeiten der gegeneinander antretenden Teams ermittelt. „Der Spielplan stand zum Zeitpunkt, zu dem die Buchmacher ihre Quoten festgesetzt haben bereits fest, deshalb müssen auch die Chancen der einzelnen Teams in der jeweiligen Gruppe berücksichtigt werden werden“, sagt Zeileis. Das können die Wissenschaftler anhand eines klassischen statistischen Verfahrens für paarweise Vergleiche. Kombiniert mit den Buchmachererwartungen können die paarweisen Gewinnchancen in ein Rechenmodell einfließen, mit dessen Hilfe jede mögliche Spielvariante am Computer simuliert werden kann. „Unser Modell hat im Vergleich zu allen anderen den Vorteil, dass es sowohl Gewinn- als auch ‚Überlebenschancen’ für die einzelnen Mannschaften liefert“, erläutert Zeileis. „Von einer 100 Prozent sicheren Prognose sind wir aber weit entfernt“, ergänzt er.
Der Fußball schreibt ja zum Glück seine eigenen Regeln und so bleibt es weiter spannend.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 4. Juni 2012