Von Mann zu Mann
Studie: Sportjournalismus ist eine Männerdomäne
Die internationale Sportberichterstattung wird von Männern gemacht und handelt von Männern. In 9 von 10 Artikeln über Sport berichten männliche Journalisten - in 88 Prozent der Fälle über männliche Athleten.
Das ist ein Ergebnis des International Sports Press Survey 2011 von Journalistikprofessor Dr. Thomas Horky von der MHMK und Dr. Jörg-Uwe Nieland von der Deutschen Sporthochschule Köln, der jetzt in der Internationalen Zeitschrift für Journalismus „message“ veröffentlicht wurde.
Die größte Aufmerksamkeit der Sportjournalisten gehört dabei - wie könnte es anders sein - dem Fußball. Und obwohl so manche Frauenmannschaft bei großen Turnieren weitaus erfolgreicher abschneidet als ihr männliches Pendant, steht natürlich der Männerfußball im Fokus. In Deutschland beschäftigen sich 58% aller Sportbeiträge mit Fußball.
Nur wenig Aufmerksamkeit schenkt man hingegen dem Breiten-, Behinderten-, Kinder und Jugendsport sowie dem Lokal- und Amateursport. Auch die Sportpolitik ist selten Thema (3% aller Berichte) und - wenn es manchmal auch anders scheint - Doping ist ebenfalls nicht wirklich ein angesagtes Thema.
Studienautor Prof. Dr. Thomas Horky erläutert: "Offensichtlich legen die Redaktionen ihren Schwerpunkt auf ein wettkampfbezogenes, wenig vielfältiges und meist unkritisches Bild vom Sport.“ Tiefschürfende Inhalte und Hintergründe sind nicht gefragt, stattdessen kommt der Sportjournalismus selten ohne Bilder aus - vor allem in der Boulevardpresse.
Für den Ende 2013 publizierten International Sports Press Survey 2011 wurde zwischen April und Juli 2011 in 22 Ländern die Sportberichterstattung in nationalen Tageszeitungen untersucht. 30 Forscherteams beteiligten sich an der Untersuchung und machten sie zur bislang größten Vergleichsstudie über Sportberichterstattung weltweit. Die Ergebnisse publizierten Horky und Nieland in der Januarausgabe der Fachzeitschrift "message - Internationale Zeitschrift für Journalismus".
Die Rolle der LeserInnen wurde in dieser Studie nicht untersucht. Werden die Artikel von Männern über Männer vielleicht auch nur von Männern gelesen? Und welches Potenzial täte sich für die Tageszeitungen wohl auf, wenn Journalistinnen über weibliche Athletinnen schreiben würden? Oder jugendliche SportlerInnen sich plötzlich erwähnt fänden? Aber für eine vielfältigere Darstellung des Sports müsste vielleicht erstmal die Gruppe der SportjournalistInnen vielfältiger werden. Vielleicht können wir uns ja eine Scheibe von Brasilien abschneiden. Dort sind immerhin 25 % der Sportjounalisten Frauen, während es in Deutschland nur 11% sind.
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 26. Januar 2014