Zu hell!
Studie der Uni Wien: Zunehmende Lichtverschmutzung schadet der Gesundheit
Hell erleuchtete Straßen, angestrahlte Gebäude, Lichtspiele in Parks und Gärten - besonders in Städten kann man die Nacht kaum noch vom Tag unterscheiden, und seit etwa zehn Jahren steigt das Ausmaß der elektrischen Beleuchtung in der Nacht jährlich soagr noch um fast zehn Prozent. So schön hell erleuchtete Städte auch sind, übermäßige nächtliche Lichtexposition kann nicht nur zu Schlafstörungen führen, sie erhöht auch das Risiko für Erkrankungen wie z. B. Adipositas, Depressionen, Diabetes oder Krebs. Eva Schernhammer vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien und ein internationales Forschungsteam haben Studien über die schädlichen Auswirkungen der Lichtverschmutzung durchleuchtet und zusammengefasst. Ihre Übersicht ist aktuell im Topjournal „Science“ erschienen.
Gestörte Erholung durch Helligkeit
Zu viel künstliches Licht in der Dunkelheit, so die Forschung, kann die zirkadiane Physiologie - also den „Biorhythmus“ und damit jene Körperfunktionen beeinträchtigen, die durch den Wechsel zwischen Tag und Nacht getaktet werden. So werden z. B. der Schlaf oder die Produktion von Hormonen beeinträchtigt, was zu einer Reihe von chronischen Erkrankungen führen kann. Darüber hinaus bedeutet die übermäßige nächtliche Helligkeit Stress für das visuelle System, was ebenfalls Auswirkungen auf den ganzen Körper haben kann, denn das visuelle System gehört zu unserem Nervensystem und umfasst nicht nur das Auge mit Netzhaut, sondern auch den Sehnerv, Teile des Thalamus und des Hirnstamms sowie die Sehrinde. Das Problematische an nächtlichen Lichtreizen: selbst für Schlafende unbemerkte visuelle Reize können im Körper Prozesse in Gang setzen, die lebenswichtige Erholungs- und Reparaturmechanismen stören.
Auch die Entstehung von Herz- Kreislauferkrankungen oder Krebs werden mit der Einwirkung von künstlichem Licht in der Nacht in Verbindung gebracht. Belegt ist etwa das erhöhte Krebsrisiko bei Menschen, die regelmäßig nachts arbeiten. Nächtliche Lichtexposition schwächt außerdem das Immunsystem und gilt als Risikofaktor für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas und Depressionen.
Was kann getan werden, um Lichtverschmutzung zu reduzieren?
„Die Studien zu den Auswirkungen von nächtlicher Lichteinwirkung zeichnen ein beunruhigendes Bild“, sagt Eva Schernhammer vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Allerdings stellten Schernhammer und ihre Kolleg:innen aus Polen und den USA im Rahmen ihrer Analyse uneinheitliche Vorgangsweisen bei den Forschungen fest, die zu teilweise abweichenden Ergebnissen führen. Sie plädiert daher für weitere wissenschaftliche Untersuchungen, die zum Beispiel Überlegungen zu individueller Lichtexposition auch in Innenräumen einschließen. Eine eindeutige Studienlage sei nötig, um gesicherte Empfehlungen für eine gesündere nächtliche Außenbeleuchtung formulieren zu können und politisch Verantwortliche von Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung zu überzeugen.
Was bedeutet Lichtverschmutzung?
Der Begriff Lichtverschmutzung hat sich in der Wissenschaft für die Summe aller nachteiligen Auswirkungen von übermäßiger nächtlicher Lichtexposition auf Umwelt und Mensch etabliert. Nächtliche Beleuchtungssperren etwa bei Sehenswürdigkeiten, wie sie in manchen Städten in Folge der Energiekrise eingeführt wurden, sehen die Forscher:innen als Schritt in die richtige Richtung. Aber auch innerhalb der eigenen vier Wände können Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit ergriffen werden: Bernsteinfarbene, warmweiße statt stark blauhaltige Lichtquellen in der Nacht etwa können bereits einen Beitrag zur Prävention leisten.
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Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 5. Juli 2023