Zu viel des Guten?!
Das Streben nach Glück kann ganz schön einsam machen
Wer zu viel will, bekommt manchmal umso weniger. Wie eine aktuelle Studie zeigt, kann das Streben nach Glück ziemlich einsam machen. Innerhalb zweier Studien testeten Iris B. Mauss von der University of Denver und ihre ForscherkollegInnen, mit welchen Erwartungen die Testpersonen in den Tag starteten und wie zufrieden sie am Ende eines Tages waren.
Für das erste Experiment haben sie 206 Freiwillige im Alter von 20 und 60 Jahren gefunden, die sich bereit erklärten, zwei Wochen lang jeden Abend Tagebuch zu führen. Sie sollten notieren, was sie am jeweiligen Tag gestresst hat, wie sehr sie diese Situation belastet hat und ob sich währenddessen einsam gefühlt hatten. Es stellte sich heraus: Je wichtiger den Testpersonen Glück war, desto einsamer fühlten sie sich in den stressigen Situationen und das unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft.
Im zweiten Experiment teilten das Forscherteam die 43 teilnehmenden StudentInnen in zwei Gruppen ein. Die erste Gruppe bekam einen fiktiven Zeitungsartikel zu lesen, der die Vorteile von Glück anpries. Es wurde etwa beschrieben, dass Personen, die ein überdurchschnittliches Glücksempfinden aufweisen, von diesem sowohl in ihrem privaten als auch in ihrem beruflichen Leben profitieren und zudem seltener krank werden. Damit wurde das Gefühl, nach Glück streben zu müssen, bei den Teilnehmenden zumindest für einen kurzen Moment gestärkt. Die zweite Gruppe bekam den gleichen Text zu lesen, allerdings ersetzten die ForscherInnen hier vorher das Wort „Glück“ durch „Urteilsvermögen“ und schwächten so die euphorisierende Wirkung des Textes ab.
Anschließend sahen beide Gruppen einen 35-minütigen Film, der Gefühle wie Zugehörigkeit und Vertrautheit anspricht. Am Ende sollten erneut alle TeilnehmerInnen auf einer Skala angeben, wie einsam sie sich beim Betrachten des Filmes gefühlt hatten. Auch hier zeigte sich: Diejenigen, die vorher mit den positiven Effekten des Glücks konfrontiert wurden, fühlten sich deutlich einsamer als die Kontrollgruppe, die weniger auf ein Streben nach Glück eingestellt war. Die Erklärung des Forscherteams: Wer sich zu sehr auf die Suche nach dem persönlichen Glück versteift, vergisst leicht die Menschen um sich herum. Soziale Kontakte leiden dadurch, was wiederum einsam macht. Wer sich zudem hohe, fast unerreichbare Glücksziele setzt, wird nicht so schnell zufrieden zu stellen sein.
Wer sein Leben nach der Lieblings-Schnulze plant, wird feststellen müssen, dass das wahre Leben selten so abläuft wie von Hollywood dargestellt. In der Studie geht es keinesfalls darum, dass Glück unglücklich macht, sondern um eine falsche Erwartungshaltung. So ist Träumen durchaus erlaubt, allerdings sollte man auch die kleineren Glücksmomente zu schätzen wissen und sein Umfeld nicht außer Acht lassen.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 5. März 2012