Freiwilligenarbeit im Ausland?
Ihr wollt für eine Zeit ins Ausland und überlegt, ob ein Freiwilligendienst das Richtige ist? Amelie hat für 6 Monate an einer Schule in Thailand gearbeitet und gibt euch Tipps zur Finanzierung, zur Wahl eines passenden Projektes und dazu, welche Erwartungen man an einen Freiwilligendienst nicht haben sollte.
Der morgendliche Weg zu unserer Schule in Thailand
Wenn ihr nach der Schule ins Ausland wollt, habt ihr die Qual der Wahl zwischen Optionen wie Work & Travel, Au Pair, einem Praktikum, oder eben Freiwilligenarbeit. Die Entscheidung sollte gut überlegt sein, denn jede der Möglichkeiten bietet unterschiedliche Erfahrungen. Was ihr macht, sollte also ganz von euren eigenen Erwartungen und Prioritäten abhängen.
Ich habe mich für Freiwilligenarbeit entschieden. Das lag vor allem daran, dass ich gerne mal eine ganz andere Kultur kennenlernen wollte. Wenn man sich engagieren will, gibt es viele Angebote in asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Ländern. Außerdem kommt man durch das Engagement automatisch in Kontakt mit Einheimischen und lernt die andere Kultur sozusagen von innen kennen.
Natürlich hat es bei der Entscheidung auch eine Rolle gespielt, dass ich etwas „Sinnvolles“ tun und mich einbringen wollte. Obwohl jeder Freiwilligendienst anders ist, sehe ich diese Erwartung im Nachhinein etwas kritisch – dazu später mehr!
Finanzierung und Organisation
Wenn ihr euch sicher seid, dass ihr einen Freiwilligendienst im Ausland machen wollt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Organisation und Finanzierung. Oft arbeiten sogenannte „Entsendeorganisationen“ als Vermittler mit Hilfsprojekten vor Ort zusammen. Als Freiwillige werdet ihr bei der Vorbereitung unterstützt und bekommt Unterkunft, Verpflegung und lokale Ansprechpersonen gestellt. Fangt wenn möglich über ein Jahr vor eurer geplanten Abreise mit der Recherche an. Generell gilt: Je früher ihr euch informiert, desto mehr Optionen stehen euch offen.
Stipendien
- Für soziales Engagement im Ausland gibt es unterschiedliche Stipendien, die öffentlich gefördert sind. Ein Beispiel dafür ist das „weltwärts“-Programm vom „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“. Dabei wird ein Großteil der Kosten übernommen, es gibt Vorbereitungsseminare und die teilnehmenden Organisationen müssen bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen. Ihr bewerbt euch gezielt bei Entsendeorganisationen, und müsst ggf. ein Motivationsschreiben verfssen und an einem Auswahlgespräch teilnehmen. Die Aufenthaltsdauer beträgt meist ca. ein Jahr.
Neben dem weltwärts-Programm gibt es noch den „Internationalen Jugendfreiwilligendienst“ (IJFD), den „Europäischen Freiwilligendienst“ (EFD), das FSJ im Ausland u.s.w. Die Programme unterscheiden sich zum Beispiel durch ihre Träger, die Finanzierung und die Einsatzorte.
- *Selbst finanzieren*
Freiwilligenarbeit liegt im Trend und deshalb gibt es viele Reiseorganisationen, die neben Work & Travel und Auslandspraktika auch die Mitarbeit in sozialen Projekten anbieten.
Dabei habt ihr den Vorteil, dass die Aufenthaltsdauer oft sehr flexibel ist und bei wenigen Wochen beginnt (zum Beispiel bei sogenannten „Workcamps“). Meist gibt es auch kein Bewerbungsverfahren, der Platz ist euch also sicher. Dafür müsst ihr die Kosten selber tragen, und die gehen oft über Reisekosten, Verpflegung und Unterkunft hinaus. Euch sollte bewusst sein, dass Freiwilligenarbeit hier regelrecht vermarktet wird und teilweise gut an eurem Engagement verdient wird.
Ich habe meinen Freiwilligendienst auch selber finanziert, da ich wegen meines geplanten Studiums nur ein halbes Jahr Zeit hatte. Bei mir lief das Ganze aber über eine kleinere Hilfsorganisation, und mit dem Preis bin ich sozusagen für meine Lebenshaltungskosten vor Ort aufgekommen. Es kann also von Vorteil sein, sich Zeit zu nehmen um nach authentischeren Anbietern zu suchen, und nicht das „Workcamp“ aus dem erstbesten Katalog zu buchen ;).
- *Selbst organisieren*
Wenn ihr mutig genug seid oder entsprechende Kontakte habt, könnt ihr eure Freiwilligenarbeit auch alleine organisieren, indem ihr zum Beispiel soziale Einrichtungen, Projekte oder NGO’s im Ausland direkt kontaktiert. Auf einen Vermittler zu verzichten nimmt logischer Weise eine gewisse Sicherheit, weshalb ihr euch gerade in diesem Fall umfassend über das Zielland und das Projekt informieren solltet. Im Vergleich zur Eigenfinanzierung mit Vermittlerorganisation könnt ihr so aber auch Kosten sparen und sicher gehen, dass euer Engagement nicht für Profit ausgenutzt wird. Insgesamt ist das wahrscheinlich eher in touristischen und „sicheren“ Gegenden zu empfehlen, zum Beispiel in Verbindung mit einer Backpacking-Tour.
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Autorin / Autor: Amelie W. - Stand: 30.August 2016