Traurigkeit ohne Schmerz
Warum fröhliche Musik traurige Songtexte angenehm macht
Ein locker-beschwingt klingendes Lied mit einem traurigen Songtext - macht das traurig oder bringt uns das gut darauf oder beides? Dieser Frage sind japanische Forscher um Kazuma Mori von der Hiroshima University in einer kleinen Studie nachgegangen. Mit ihren 53 Testpersonen erprobten sie, was schwerer wiegt: die Musik oder der Text. Sie spielten UniversitätstudentInnen Musikstücke vor, deren Texte (schwedisch oder spanisch) sie nicht verstehen konnten. Zunächst bekamen sie nur den Song zu hören, dann bekamen sie ausschließlich den Text in seiner japanischen Übersetzung zu lesen, dann wurde ihnen das Lied präsentiert und dazu die japanische Übersetzung auf einem Monitor angezeigt. Die Musikstücke zeichneten sich durch eine fröhliche Meldodie und traurige Songtexte - etwa über jugendlichen Kummer, gebrochene Herzen und Reue - aus.
Die Gefühle der Testpersonen wurde nach jedem Durchlauf erfasst. Wie zu erwarten war, beurteilten die Testpersonen den Song als "happy", so lange sie den Text nicht verstanden. Und ebensolche Gefühle erzeugte er auch in den ZuhörerInnen. Bekamen sie den übersetzten Text zu sehen, ordneten sie ihn als traurig ein und diese Stimmung färbte auch auf sie ab.
*Traurig macht froh?*
Das Zusammenspiel von beiden aber rief bei den ProbandInnen überwiegend positive Gefühl hervor, obwohl sie doch nun wussten, dass hier eine traurige Angelegenheit besungen wird.
Drängt die fröhlich klingende Musik den traurigen Text in den Hintergrund? Oder gibt, wie die Forscher mutmaßen, diese Kombination einfach besonders gelungen die Komplexität von Gefühlen wieder, die ja oft beides sind, traurig und schön, bittersüß eben? Diskutiert wird auch die Rolle des Entspannungshormons Prolactin, das eine Rolle in diesem Prozess spielen könnte und diesen merwkwürdigen Genuss von eigentlich traurige Gefühlen ermöglicht.
Wie auch immer die Antwort lautet, es scheint, dass die richtige Mischung aus glücklich stimmender Musik und traurigen Texten für einen ganz besonderen Musikgenuss sorgt und erlaubt, traurige Gefühle entspannt und ohne Schmerz zu erleben.
Die Ergebnisse sind im Fachjournal Psychology of Music erschienen.
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 10. September 2014