Alle Augen aufs Phone

Studie: Wie das Handy zum face-to-face-Kommunikationskiller wird

Bild: LizzyNet

Du offenbarst deiner Freundin gerade deine aufregendsten Erlebnisse, als ihr Blick sich plötzlich ihrem blinkenden Smartphone widmet. Ganz gleich, ob sie es zur Hand nimmt oder dich auffordert weiterzusprechen - der Gesprächsfluss ist dahin. Du weißt kaum noch, was du sagen wolltest und sie ist ja ohnehin nur halb bei der Sache. Also Schwamm drüber und Themenwechsel. Unser liebstes Kommunikationsmittel ist mal wieder zum Kommunikationskiller geworden.

Dabei muss nicht mal jemand anrufen oder eine Nachricht eintrudeln. Die bloße Anwesenheit eines Smartphones hat das Zeug, ein gelungenes Gespräch unmöglich zu machen. Das haben US-amerikanische WissenschaftlerInnen um Shalini Misra von der Virginia Tech in einer kleinen Studie mit 100 Zwei-Personen-Gesprächen herausgefunden. Die ForscherInnen ließen ihre Testpersonen in zufällig zusammengestellten Teams 10-minütige Gespräche zu mal banalen, mal tiefschürfenderen Themen führen. Dabei wurden sie unauffällig von geschulten wissenschaftlichen MitarbeiterInnen beobachtet, die genau erfassten, ob ein Smartphone auf den Tisch gelegt oder zur Hand genommen wurde.

Die Auswertung der Gespräche ergab, dass die Kommunikation zwischen den Testpersonen deutlich gelungener und gehaltvoller war, wenn kein Smartphone zwischen den GesprächsteilnehmerInnen stand.
Selbst wenn die GesprächsteilnehmerInnen sich gut kannten, berichteten sie von weniger Einfühlungsvermögen füreinander, wenn ein Smartphone präsent war. Hingegen kommunizierten Leute, die gar nicht miteinander befreundet waren, dafür aber ohne Anwesenheit eines Handys miteinander sprachen, mit deutlich mehr gegenseitigem Einfühlungsvermögen. 

Studienleiterin Shalini Misra erklärt, dass sowohl verbale als auch non-verbale Elemente für das Funktionieren der Kommunikation entscheidend sind. Wenn etwa ein Smartphone auf dem Tisch liegt, gebe es weniger Augenkontakt. Kleine Veränderungen in der Mimik, der Tonart oder winzige Gesten werden schlechter wahrgenommen, wenn die Gedanken eigentlich auf etwas anderes gerichtet sind - z.B. auf dieses kleine Gerät, das zwar ein Tor zu unendlichem Wissen und ungerenzter Kommunikation darstellt, zugleich aber Kommunikation dann zunichte macht, wenn sie uns am nächsten ist.

Wenn eure beste Freundin euch also demnächst mal ihr Herz ausschüttet, dann schaltet euer Smartphone einfach mal für eine Weile ab und packt es in die Tasche. Nur so seid ihr wirklich ganz Ohr für das, was die Menschen, die euch nahestehen, beschäftigt.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin "Environment and Behavior" erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 7. August 2014